1994 - Breitblättriges Knabenkraut

Dactylorhiza majalis

1994 - Breitblättriges Knabenkraut

 
Das Breitblättrige Knabenkraut (Dactylorhiza majalis) ist nach dem Roten Waldvöglein (Blume des Jahres 1982) die zweite Orchideenart, die zur Blume des Jahres gekürt worden ist. Sie kommt vor allem in feuchten Wiesen vor, wo die geschützte Pflanze, wie alle Orchideen, in Symbiose mit einem Pilz lebt.

Beschreibung

Die breiten Blätter, für den deutschen Namen maßgeblich, sind auf der Oberseite schwarzrot bis purpurn gefleckt. Die kräftige, gedrungene Pflanze wird bis 50 cm hoch und hat einen breiten, kantigen Stängel, der zur Blüte hin violett gefärbt sein kann. Die Blüten stehen in Vielzahl dicht beieinander und sind rosarot bis purpurrot gefärbt.

Im Volksglauben wurden früher den seltsam geformten Knollen okkulte Kräfte zugeschrieben. Die vorjährige, dunkler gefärbte Knolle wurde als Teufelshand oder Satansfinger bezeichnet, die hellere diesjährige als Marienhand oder Johannishand. Mit ihrer Hilfe sollte man am Mittag des 24. Juli, dem Johannistag, Krankheiten heilen können durch Bestreichen kranker Körperteile und Einnähen der Knolle in die Kleidung. Auch Liebeskummer ließe sich zu Johanni heilen.

Name

Der deutsche Name Fingerwurz ist die Übersetzung des lateinischen Namens Dactylorhiza und steht für die fingerförmig gespaltenen Knollen aller Angehörigen dieser Gattung von Orchideen. Der Artname majalis bedeutet Mai und weist auf den Beginn der Blütezeit hin, die sich bis in den Juli hinzieht.

Herkunft

Diese Orchidee ist auf feuchte, nährstoffarme Lebensräume der unbewaldeten Landschaft angewiesen und kommt vorzugsweise in Niedermoor-Feuchtwiesen, Nasswiesen, Quellsümpfen und in Feuchtheiden vor.

Gefährdung

Durch Nährstoffzunahme infolge von Düngung sind die Bestände des Breitblättrigen Knabenkrauts im Laufe der letzten Jahrzehnte außerordentlich stark zurückgegangen. Obwohl geschützt, ist es heute überall bestandsgefährdet. Geradezu typisch ist das Schicksal dieser Pflanze auf feuchten Wiesenhängen in Orts- und Stadtnähe, wo ihr Siedlungs- und Gewerbeflächen, manchmal aber auch Lagerplätze und Deponien den Lebensraum genommen haben. Diese Orchidee soll an eine heute selten gewordenen Mähweidenutzung feuchter Wiesen erinnern.

Ein Erhalt oder eine Renaturierung von Feuchtwiesen hilft aber auch vielen weiteren, an diesen Lebensraum gebundenen Pflanzen und Tieren, etwa Braunkehlchen, Kiebitz und Uferschnepfe, vor allem aber auch dem Vogel des Jahres 1994, dem Weißstorch. Schon Flächen von ca. 0,5 ha können ausreichen, um nach Schließung der meistvorhandenen Abzugsgräben durch jährliche späte Mahd und nur seltene Beweidung ausreichend große Orchideen-Populationen zu erhalten. Eine Nährstoffzufuhr durch Stickstoffdüngung muss unterbleiben, aber eine Düngung mit anderen Nährstoffen kann entsprechend dem Entzug durch die spätere Mahd vorgenommen werden, so dass Biotoppflege und landwirtschaftliche Nutzung als Einheit gesehen werden können.


Das Breitblättrige Knabenkraut im Stiftungsland

   Orchideenwiese bei Rieth in Mecklenburg-Vorpommern

   Wietower Wiese in Mecklenburg-Vorpommern

   Schreiadlerwiese Recknitztal in Mecklenburg-Vorpommern

   Trollblumenwiese Emmerzhausen in Rheinland-Pfalz

   Orchideenwiese im Oldenburger Bruch in Schleswig-Holstein

   Wiese bei Tostedt in Niedersachsen


   Kleine Spende - großer Gewinn für die Natur